3.10. abends gegen 19:40 breche ich auf zu einer kleinen, einsamen Exkursion zu den Hirschen. Auf dem Weg treffe ich weitere Beobachter. Ein kurzes Pläuschchen, nette Geschichten und schon ist es fast ganz dunkel. Da bin ich also deutlich zu spät los gekommen. Ich setze mich bei Hasenhaus (das ist eine der größten Wiesen im Tal) auf die Bank und lausche dem abendlichen Konzert der Hirsche. In 3D. Aus allen Richtungen hört man sie. Nah und fern, laut und leise, getragen, suchend, abgehackt. Nach den tollen Geschichten von E. am Hirschhock höre ich ganz anderes aus dem Gebrüll als vorher. Sehr faszinierend, aber es ist auch sehr dunkel. Der Mond geht erst um 3 Uhr nachts auf, da möchte ich dann eigentlich schon im Bett liegen. So begebe ich mich nach einer halben Stunde auf den Weg nach Hause. Alleine wirkt die Dunkelheit mit den vielen Geräuschen doch anders.
4.10. morgend 7 Uhr. Ich breche wieder auf, um vielleicht heute einmal, endlich einmal röhrende Hirsche beim Röhren zu beobachten. Also schlage ich mich irgendwann ins Unterholz. Oder zumindest in den Wald dort, wo es keinen echten Weg mehr gibt. Immer den Ohren nach, es sind mindestens 3 verschiedene Hirsche aus einer Richtung zu hören. Möglichst langsam, die Ungeduld bezwingend (oder so 😉 ), möglichst leise schleiche ich auf das lauter werdende Gebrüll der Hirsch zu. Dann höre ich plötzlich ein Krachen. Geweihe krachen aufeinander. Sie kämpfen! Bisher nur als Hörspiel.
Auf dem Weg durch den sehr moosigen Nadelwald treffe ich auf einige Plätze, wo die Hirsche, so vermute ich, auch schon rumgetrampelt haben.
Noch ein paar Meter, dann sehe ich den ersten Hirsch beim Röhren. Im Buchenwald laufen zwei laut röhrend auf und ab. Und auf und ab. Und auf und ab. Zwischendurch röhren sie auch. Ein grandioses Schauspiel, welches ich so das erste mal beobachten darf. Einer von ihnen hat eine sehr dunkle, zottige Mähne (oder wie auch immer das heißt bei Hirschen), der andere eine eher bräunlich-rote. Und dann plötzlich drehen sie das Geweih zueinander und verkeilen sich kurz. Ein schieben und drücken. Das war’s. Dann gehen sie wieder auf und ab…. Als ich versuche, die Kamera fertig zu machen bemerkt mich der dunkle. Obwohl ich versuche, mich nicht zu bewegen, schreckt er vor mir weg. So beschließe ich, die Bilder heute nur auf meiner eigenen, internen Festplatte zu speichern und bin unendlich Dankbar für diesen wunderschönenn Morgen. Auf dem Rückweg sehe ich noch zwei weitere Hirsche, oben am Waldrand Richtung Oberschömbach. Sie laufen auf und ab. Und auf und ab. Bis sie mich bemerken. Auf dem Weg treffe ich dann noch auf ein Reh mit Jungem. Das Junge bemerkt mich zuerst und hüpft den Hang hoch. Die Mutter hat noch die Schnauze im Frühstück und isst erst einmal weiter. Bis sie wohl die Abwesenheit des Kleinen bemerkt und hinterher hüpft.
Nicht jeder Morgen hier ist so gefüllt mit der Beobachtung von großen Tieren. Aber jeder Morgen gibt einem hier die Möglichkeit etwas neues in der Natur zu entdecken. Daher heute noch ein Buchtipp:
Byrd Baylor: The other way to listen
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